Mergers & Acquisitions - M&A
Leistungsspektrum
Definition M&A
Mergers & Acquisitions (M & A) und Unternehmensumstrukturierungen spielen eine wichtige Rolle in der Geschäftswelt. Oft verbindet man mit M&A nur die Fusion von großen Unternehmen zu noch größeren Unternehmen, wie sie vielleicht von Investmentbankern an der Wall Street begleitet werden.
M&A in Großunternehmen ist jedoch nicht dasselbe wie im Mittelstand. Mittelständische Unternehmen bevorzugen in der Regel organisches Wachstum. Das ist aber in der Regel relativ langsam. Manchmal erfordern es wirtschaftliche Entwicklungen, dass schneller reagiert werden muss und so kommen bei kleinen mittelständischen Unternehmen oft auch Kooperationen und Zusammenschlüsse von mittelständischen Unternehmen in Betracht.
Die Begriffe Fusion und Übernahme bezeichnen im Deutschen die Unterscheidung etwas deutlicher als das Englische, bei dem die Begriffe „Mergers“ und „Acquisition“ gelegentlich, trotz unterschiedlicher Bedeutung, synonym verwendet werden.
Wenn ein Unternehmen ein anderes übernimmt und sich eindeutig als neuer Eigentümer etabliert, wird der Kauf als Übernahme bezeichnet. Aus rechtlicher Sicht hört das Zielunternehmen auf zu existieren, der Käufer absorbiert das Geschäft und die Aktien des Käufers werden weiterhin gehandelt, während die Aktien des Zielunternehmens nicht mehr gehandelt werden, sofern die Unternehmen börsennotiert sind.
Im reinsten Sinne des Wortes kommt es zu einer Verschmelzung, einer Fusion, wenn zwei Firmen, oft in etwa der gleichen Größe, zustimmen, die Geschäfte künftig als eine einzige neue Firma zu betreiben.
Eine Übernahme kann sich in der Praxis nur geringfügig von einer Fusion unterscheiden. Wie bei Fusionen handelt es sich bei Übernahmen um Maßnahmen, mit denen Unternehmen Skaleneffekte, Effizienzsteigerungen und eine verbesserte Marktsichtbarkeit anstreben.
Im Gegensatz zu Fusionen (Mergers) beziehen Übernahmen (Acquisitions) alle Aspekte des Zielunternehmens ein – es gibt keinen Austausch von Aktien oder eine Konsolidierung als eine neue Firma. Trotzdem erfolgen die meisten Übernahmen in gegenseitigem Wohlwollen und alle Parteien sind mit dem Deal zufrieden. In den bereits erwähnten harten Zeiten können Übernahmen aber auch durchaus feindseliger ablaufen.
Dr. Benedikt Salleck
Rechtsanwalt
Mergers & Acquisitions Formen
- Horizontale Merger & Acquisitions – Zwei Unternehmen, die in direktem Wettbewerb stehen
- Vertikale Merger & Acquisitions – Ein Kunde und ein Unternehmen oder ein Lieferant und ein Unternehmen. Stellen Sie sich einen Waffelhersteller vor, der mit einem Eishersteller fusioniert.
- Markterweiterung – Zwei Unternehmen, die dieselben Produkte in verschiedenen Märkten verkaufen.
- Produkterweiterung – Zwei Unternehmen, die verschiedene, aber verwandte Produkte auf demselben Markt anbieten.
- Konglomerat – Zwei Unternehmen, die keine gemeinsamen Geschäftsbereiche haben.
- Joint Ventures – zwei Unternehmen arbeiten zusammen, um ein spezifisches Ziel zu erreichen, zum Beispiel den Aufbau eines dritten Unternehmens, die Arbeit an einem externen Projekt oder die Vermarktung synergetischer Dienstleistungen. In einem Joint Venture bleiben beide Unternehmen getrennt und intakt.
- Share Deal vs. Asset Deal – Beim Kauf von Unternehmen im In- oder Ausland gibt es zunächst zwei verschiedene Vorgehensweisen. Entweder Sie erwerben das Unternehmen im Ganzen durch den Kauf der meisten Anteile (Share-Deal) oder Sie erwerben nach und nach Wirtschaftsgüter (Bspw. Grundstücke, Produktionsanlagen und Gebäude, oder Patente und Verträge usw.) des Zielunternehmens und lassen diese auf Sie übertragen (Asset-Deal).
Verschmelzung
Eine anders gelagerte Art der Unternehmensübertragung ist die Verschmelzung.
Bei einer Verschmelzung wird ein Unternehmen aufgelöst aber nicht abgewickelt, meist gegen den Abtritt von Anteilen oder Mitgliedschaften an das übernehmende Unternehmen.
Dazu gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten:
- Die Verschmelzung zur Neugründung: Zunächst wird der übertragende Rechtsträger (die Transfergesellschaft) aufgelöst ohne deren Abwicklung. Das erspart vor allem die zeitaufwendige Liquidation des Zielunternehmens. Im Anschluss wird ein neuer Rechtsträger gegründet (NewCo) und das Vermögen der Transfergesellschaft auf die NewCo übertragen. Diese Handlungsweise ist vergleichbar mit der von Joint Ventures. Die Neugründung wird vom Gesetzgeber größtenteils wie eine Sachgründung behandelt. Die Transfergesellschaft wird quasi als Einlage in die NewCo eingebracht.
- Die Verschmelzung zur Aufnahme: In diesem Fall muss nicht erst ein neues Unternehmen gegründet werden. Das -in der Regel- größere Unternehmen übernimmt das Vermögen der Transfergesellschaft sowie deren Verbindlichkeiten, meist gegen die Gewährung neuer Anteile. Im Grunde erfolgt also durch die „Einbringung“ der Transfergesellschaft hautsächlich eine Sachkapitalerhöhung. So legt es auch der Gesetzgeber zum größten Teil aus.
Das Ziel jeder Verschmelzung unabhängig von deren Art ist also der Aufgang der Transfergesellschaft in das übernehmende Unternehmen. Sämtliche Rechte und Pflichten der Transfergesellschaft gehen somit an das kaufende Unternehmen über, die Transfergesellschaft hört unmittelbar nach der erfolgten Verschmelzung auf zu existieren.
Management buy in vs. Management buy out
Wenn ein externes Management ein Unternehmen oder Teile desselben aufkauft, um im Anschluss nicht nur dessen Eigentum, sondern auch dessen Leitung zu übernehmen, spricht man von einem Management Buy In (MBI).
Doch auch das bereits existierende Management kann das eigene Unternehmen, beispielsweise auch zum Zweck dessen Erhaltung, aufkaufen. In diesem Fall spricht man von einem Management Buy Out (MBO). Beide Strategien, MBI und MBO, werden durch Kredite, Wertpapiere und/oder dem Verkauf von Unternehmensanteilen finanziert.
M&A Verfahren zur Unternehmensbewertung
Discounted Cash Flow Verfahren (DCF)
Der globalisierte Kapitalmarkt und die wachsende Anzahl international kooperierender und fusionierender Unternehmen erfordert neue Standards in der Unternehmensbewertung. In den letzten Jahren hat sich das Discounted Cash Flow Verfahren (DCF) zunehmend als Bewertungsmethode für international tätige Unternehmen etabliert.
Im anglo-amerikanischen Raum entwickelt, wird dieses Verfahren dort bereits seit langem in der Bewertungspraxis angewendet. Das DCF wird hier sowohl zur Unternehmensbewertung bei Transaktionen als auch für die wertorientierte Unternehmenssteuerung eingesetzt.
Heute wird das Verfahren auch durch den IDW anerkannt und steht gleichberechtigt neben dem Ertragswertverfahren durch Wirtschaftsprüfer.
Ertragswertverfahren
Das Ertragswertverfahren ist die wohl üblichste Methode zur Unternehmensbewertung. Am Anfang dieses Verfahrens steht eine Plan-Gewinn und Verlustrechnung. Durch die Abzinsung des darin errechneten zukünftigen Ertragsüberschusses wird der Wert des Eigenkapitals am Bewertungsstichtag ermittelt. Der Unternehmenswert wird also am Potential des Unternehmens gemessen, in Zukunft Gewinne zu erwirtschaften.
Das Ertragswertverfahren folgt den Grundsätzen ordnungsgemäßer Unternehmensbewertungen, somit auch der Vorgabe der Zukunftsbezogenheit. Der Kaufpreis eines Unternehmens sollte logischerweise nicht höher sein als dessen zu erwartenden Gewinne. Die bisherige Bilanz des Unternehmens ist also für dessen Bewertung nicht zwangsläufig der wichtigste Faktor.
Multiplikatorverfahren
Beim Multiplikatorverfahren wird der Unternehmenswert auf zwei verschiedene Weisen ermittelt, entweder im Vergleich zu anderen börsennotierter Unternehmen ähnlicher Branche und Größe oder anhand der Preise, die für Transaktionenvergleichbarer Unternehmen gezahlt wurden.
Der namensgebende Multiplikator ist eine Kennzahl, die von vergleichbaren Unternehmen abgeleitet wird. Das Produkt aus diesem Multiplikator und der entsprechenden Kennzahl des zu bewertenden Unternehmens ergibt den Unternehmenswert.
Je nach Ansatz können dann verschiedene Vergleichsdaten herangezogen werden:
- Der Umsatz
- Der Jahresüberschuss
- Der Cash Flow
- EBITA,EBIT
Due Dilligence
Bei Due Diligence handelt es sich um ein Verfahren zur Bewertung von Synergie-Effekten positiver und negativer Art, dazu zählen:
- Die Kosten durch bestehende Kooperationen, Synergien
- Akquisitionsrisiken
- Allgemeine Synergie-Effekte
- Gewinne durch bestehende Kooperationen
Die Aufgabe der Identifikation und Quantifizierung von Synergien obliegt dabei meist M&A-Beratern, Wirtschaftsprüfgesellschaften oder Investmentbanken. Due Diligence Analysen werden üblicherweise noch vor Vertragsabschluss durchgeführt, um mögliche Risiken rechtzeitig zu ermitteln und eine aussagekräftige Datenbasis zu generieren. Im Zusammenhang mit Mergers & Acquisitions unterscheidet man verschiedene Arten von Due Diligence.
Der Aufwand, mit dem Due Diligence durchgeführt werden sollte sich einem angemessenen Rahmen bewegen. Natürlich ist eine zu oberflächliche Analyse wenig nützlich, um mögliche schwere Risiken noch vor Vertragsabschluss aufzudecken, andererseits verzögern allzu ausführliche Prüfungen nicht nur das Geschäft, sie schlagen auch teuer zu Buche und werden somit schnell ineffizient.
Eine systematische Bewertung bleibt aber die wichtigste Grundlage bei der Preisfindung von Akquisitionsobjekten. Für Käufer und Verkäufer wird damit ein solider Richtwert ermittelt, der auch das gegenseitige Vertrauen fördert.
Due Diligence lässt sich in etwa mit „notwendige Sorgfalt“ übersetzen. Ziel dieser Bemühungen ist immer das höchstmögliche Maß an Transparenz. Diese Gegenseitigkeit hilft dabei, das Risiko eines strategischen Befreiungsschalages zu minimieren.
Durch die sorgfältige Prüfung der Chancen und Risiken wird der Verlust von Synergien und geplanten Umsatz- und Ergebniseffekten bereits im Vorfeld verhindert. Der Einsatz externer Berater zur Durchführung Due Diligence muss, je nach deren Art, nicht immer zu einem Erfolg führen. Für die Einhaltung einer sachlichen Basis ist die vermittelnde und aufklärende Tätigkeit der Berater allerdings oft bereits äußerst hilfreich.
Mergers & Acquisitions – Synergien
- Personalabbau: Wie jeder Mitarbeiter weiß, bedeuten Fusionen häufig Arbeitsplatzverluste. Denken Sie nur an das eingesparte Geld, das durch die Reduzierung der Mitarbeiter aus Buchhaltung, Marketing und anderen Abteilungen eingespart wird. Von den Stellenkürzungen ist häufig auch der frühere CEO betroffen, der normalerweise mit einem gewissen Vergütungspaket ausscheidet.
- Skaleneffekte: Ja, es kommt doch auf die Größe an. Ob es sich um den Kauf von Büro-Utensilien oder ein neues Unternehmens-IT-System handelt, wenn ein größeres Unternehmen die Aufträge erteilt, lassen sich hier Kosten sparen. Fusionen führen auch zu einer verbesserten Kaufkraft für den Kauf von Ausstattung oder Büromaterial. Bei größeren Bestellungen können Unternehmen die Preise bei ihrem Lieferanten herabsenken.
- Der Erwerb neuer Technologien: Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen die technologischen Entwicklungen und ihre Anwendungsgebiete stets im Blick behalten. Durch den Kauf eines kleineren Unternehmens mit einzigartigen Technologien kann ein großes Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil erhalten oder entwickeln.
- Verbesserte Marktreichweite und Sichtbarkeit: Unternehmen kaufen andere Unternehmen, um neue Märkte zu erreichen und Umsatz und Ertrag zu steigern. Eine Fusion kann das Marketing und den Vertrieb zweier Unternehmen erweitern und ihnen neue Absatzmöglichkeiten eröffnen. Ein Zusammenschluss kann auch die Stellung eines Unternehmens in der Investmentgemeinschaft verbessern: Größeren Unternehmen fällt es wesentlich leichter frisches Kapital aufzubringen als kleineren.
Synergie zu erreichen ist leichter gesagt als getan. Strategisches Vorgehen macht sich hier bezahlt.
- Planung: Wie wird das zusammengeschlossene Unternehmen die während des Prozesses ermittelten Synergien erreichen? Die Antwort liegt in guter Vorbereitung und Analyse. Idealerweise wird während des M & A Verfahrens ein Due-Diligence-Prozess durchgeführt, um sicherzustellen, dass die anvisierten Synergie-Effekte auch real sind
- Ausführung: Sobald die Transaktion abgeschlossen ist, müssen einige heikle Entscheidungen getroffen werden. Welche Prozesse werden beibehalten, welche beendet? Wie werden Sie wichtige Mitarbeiter dazu bewegen weiterhin im Unternehmen zu verbleiben? Wer wird dafür verantwortlich sein, dass die geplanten Synergien tatsächlich realisiert werden?
Mergers & Acquisitions – Zusammenfassung
Für viele Unternehmen gelten M&A-Prozesse als das Mittel der Wahl, wenn es um das Thema Wachstum geht. Auch die Aufteilung des Firmeneigentums in Tochtergesellschaften lässt Einzelunternehmen schnell zu Konzernen heranwachsen. Nicht nur in der Theorie führen Acquisitions zu Synergien, Skalen-Effekten, einem erweiterten Markt und niedrigeren Kosten.
Aufgekaufte Unternehmen profitieren dagegen häufig von einer verbesserten Betriebsleistung durch neu gestaltete Management-Anreize. Zusätzliches Kapital kann das Wachstum organisch oder durch Akquisition finanzieren. Unterdessen die profitieren Anleger vor allem durch den verbesserten Informationsfluss.
M&A-Prozesse gibt es in vielen Gestalten und Größenordnungen, und Anleger tun gut daran, sich mit den komplexen Fragen von Mergers & Acquisitions zu befassen. Die wohl beste Form der Eigenkapitalstrukturierung ist eine vollständige Analyse der Kosten und Vorteile, die mit den Geschäften verbunden sind.